Erneute Kritik an IT-Ausschreibung des Bundes

02.09.2014 | von Jan Flückiger, NZZ

Bern Schon seit Jahren schlägt sich der Bund mit der Einführung einer einheitlichen elektronischen Geschäftsverwaltung (Gever) herum. Das IT-System soll in der gesamten Bundesverwaltung zum Einsatz kommen; die Gesamtkosten für die Einführung und den Betrieb werden auf über 200 Millionen Franken geschätzt. Derzeit ist die Software einer österreichischen Firma im Einsatz. Der Bund kommunizierte jedoch schon länger, künftig auf zwei Produkte setzen zu wollen.

Am Montag nun publizierte die Bundeskanzlei die lang erwartete Ausschreibung für die beiden neuen Produkte. Der Entscheid soll Mitte 2015 fallen. Die Einführung der neuen Gever-Lösungen ist gemäss Mitteilung der Bundeskanzlei ab Mitte 2016 geplant. Die Übergangsfrist, während der die alten Produkte noch weiterbetrieben werden, wurde bis Ende 2019 verlängert. Für diese Übergangsfrist hat die Verwaltung freihändig Aufträge im Wert von rund 77 Millionen Franken vergeben.

Für Kritik sorgt jedoch vor allem die Ausschreibung für die beiden neuen Produkte. «In dieser Form ist die Ausschreibung eine reine Alibiübung», sagt Matthias Stürmer, Vorstandsmitglied des Vereins ch/open, welcher sich für den vermehrten Einsatz von Open-Source-Software einsetzt. Die Hürden der Ausschreibung seien «unnötig einschränkend» formuliert, so dass alternative Anbieter keine Chance hätten. So sei zum Beispiel im Kanton Zug eine funktionierende Open-Source-Lösung mit 800 aktiven Nutzern im Einsatz. Die Ausschreibung lasse aber nur Systeme als Referenz gelten, welche mindestens 2000 registrierte Benutzer aufwiesen. «Mit dieser Hürde wird ein ernstzunehmender Konkurrent bewusst ausgeschaltet», sagt Stürmer. «Das Ganze riecht nach einer abgekarteten Sache.» [...]

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